Zu Teil 2
Rechtliche Grundlagen beim Draußenschlafen
Bundeswaldgesetz:
Das Betreten des Waldes zur Erholung ist erlaubt, allerdings nur auf Straßen und Wegen. Diese Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr, insbesondere bezüglich typischer Waldgefahren. Die Länder können das Betreten aus wichtigen Gründen einschränken, wie etwa zum Forstschutz, zum Schutz der Waldbesucher oder zur Vermeidung erheblicher Schäden.
Landeswaldgesetz Thüringen:
§ 1: Das Gesetz fördert die Erholung im Wald und den Ausgleich zwischen Allgemeinheit und Waldbesitzern.
§ 2: Der Wald dient der Erholung der Bevölkerung und soll auch anderen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen gerecht werden.
Bundesnaturschutzgesetz:
§ 6: Das Betreten des Waldes zur naturverträglichen Erholung ist gestattet, erfolgt jedoch auf eigene Gefahr. Besucher müssen den Wald schonend behandeln, Hunde sind an der Leine zu führen. Das Zelten und andere Aktivitäten sind nur mit Zustimmung des Waldbesitzers erlaubt. Motorsport ist grundsätzlich verboten.
Wildcampen in Deutschland:
Wildcampen ist in den meisten Bundesländern in Deutschland verboten oder stark reglementiert. Das Übernachten im Wald ohne Zelt, z.B. mit einem Biwaksack oder Tarp, wird jedoch oft toleriert, solange bestimmte Regeln eingehalten werden:
- Erlaubnis einholen: Es ist immer ratsam, die Erlaubnis des Waldbesitzers oder der zuständigen Forstbehörde einzuholen.
- Naturschutzgebiete meiden: In Schutzgebieten wie Nationalparks oder Naturschutzgebieten ist das Übernachten grundsätzlich verboten.
- Keine Spuren hinterlassen: Nehmt euren Müll mit, macht kein Feuer (es sei denn, es ist ausdrücklich erlaubt), und respektiert die Tierwelt.
- Einheimische Regelungen beachten: Informiert euch über die spezifischen Gesetze eures Bundeslandes. Diese können sich stark unterscheiden. Beispielsweise ist in Bayern und Hessen das Zelten in freier Landschaft ohne Erlaubnis des Waldbesitzers verboten, während in Brandenburg eine Nacht im Freien für Wanderer toleriert wird, solange keine speziellen Schutzvorschriften verletzt werden.

Das Jedermannsrecht: Das Jedermannsrecht gilt in Finnland, Norwegen, Schweden und Schottland. Es erlaubt das Genießen der Natur, ohne anderen Menschen oder der Natur zu schaden oder zu stören, unabhängig davon, wem das Land gehört. Es bedarf nicht der Zustimmung des Eigentümers, ein Zelt aufzuschlagen, jedoch sollte ein großer Abstand zu Häusern eingehalten werden. Es ist ratsam, vorher zu fragen, wenn ein Haus in der Nähe steht. Seid respektvoll und hinterlasst keinen Müll.
Ausgenommen sind militärische Bereiche, Nationalparks und Naturschutzgebiete, in denen das Zelten oder Übernachten generell verboten ist. Polen hat auf die steigenden Zahlen nach Corona reagiert und über 400 legale Waldflächen zum Wildcampen freigegeben. Fräulein Draußen hat dazu einen informativen Blogbeitrag geschrieben, den ihr hier findet. Lest euch den Beitrag genau durch und nutzt die dort vorhandene Karte.
Meine Meinung
Das Zelten im Wald ist grundsätzlich in Deutschland verboten. Wortwörtlich genommen ist das eine Grauzone, weil es früher, als die Gesetze gemacht wurden, noch keine Tarps, Hängematten, und Biwaksäcke so wie heute gab und das Interesse an dem Hobby noch nicht so präsent ist. Sonst hätte es mit drin gestanden. Es war eben eine andere Zeit.

Meine Erfahrung zeigt, dass es bei vielen nicht gerne gesehen wird, wenn Menschen einfach im Wald übernachten, besonders nicht bei den Waldbesitzern, Jägern und Förstern. Wir empfinden es als Freiheit, andere sehen darin eine Störung, ein Müllproblem, eine Waldbrandgefahr oder dass die Tiere keine Ruhe finden. Und ja, es stimmt, es gibt Probleme zwischen Mensch und der Natur. Es gibt zu wenig Waldflächen und zu viele Menschen. Tiere haben keine Rückzugsmöglichkeiten mehr. Daher liegt es an uns, ein gutes Miteinander zwischen Mensch und Natur zu schaffen.
Niemand kann die Natur erfahren, wenn er sie nicht kennenlernen darf. Ich empfehle jedem, sich mit seiner Gegend auseinanderzusetzen und gegebenenfalls die Försterei zu fragen, ob es einen Platz zum Übernachten gibt. Es muss ja nicht mitten im Wald sein. Meist lässt sich da etwas arrangieren. Es gibt auch in vielen Regionen Grillplätze oder Schutzhütten, wo eine Übernachtung möglich ist. Nicht alle Menschen sind abgeneigt von solchen Ideen. Es muss auch nicht immer ein Feuer sein. Eine Lampe und ein Gaskocher tun es auch. Es geht ja darum, eine kleine Auszeit zu haben. Versteht bitte auch die Menschen, die es aus den oben genannten Gründen nicht möchten, und sucht und fragt einfach weiter.
Alternativen zu Camping und Wildcampen
Weil das Wildcampen in Deutschland schwierig ist, kann man zahlreiche Alternativen nutzen, um dennoch die Natur zu genießen und draußen zu übernachten. Hier sind einige gute Ideen:
- Biwak- und Trekkingplätze:
- Diese speziellen Plätze bieten eine legale Möglichkeit, in der Natur zu übernachten. Sie sind oft reservierungspflichtig und kostenpflichtig, bieten aber eine einfache Möglichkeit, draußen zu schlafen und andere Menschen zu treffen.
- Eine Plattform dafür ist OpenCampingMap. Schaltet alle Parameter im Menü aus, außer „Wildnis Campingplatz“.
- Trekkingtrails bietet ebenfalls eine hilfreiche Übersicht über Biwak- und Trekkingplätze in Deutschland und darüber hinaus.
- 1nitetent:
- Diese Plattform verbindet Menschen mit Grundstücken, die Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. Meistens sind diese Übernachtungen kostenlos. Weitere Informationen findet ihr hier.
- Waldurlaub in Österreich:
- Ein schönes Waldgrundstück in den Bergen, wo legales Bushcraften und Übernachten mit Feuer möglich ist. Weitere Informationen findet ihr auf waldurlaub.at.
- AlpacaCamping:
- Diese Plattform bietet Campingmöglichkeiten abseits der großen Zeltplätze, auch von privaten Anbietern. Besucht AlpacaCamping für mehr Informationen.
- Grillplätze und Schutzhütten:
- Viele Regionen in Deutschland haben Grillplätze oder Schutzhütten, die für Übernachtungen genutzt werden können. Diese sind oft kostengünstig oder kostenlos und bieten eine sichere und legale Möglichkeit, draußen zu übernachten.
- Informiert euch bei der örtlichen Forstbehörde oder Gemeinde über solche Möglichkeiten.
- Naturlagerplätze:
- In einigen Regionen Deutschlands gibt es ausgewiesene Naturlagerplätze, die oft nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind und eine Nacht in der Natur ermöglichen.
- Beispiele sind auch Bushcraftcamps und Outdoorcamps – googelt einfach in eurer Nähe, ob es etwas gibt.
- Privatgrundstücke und Bauernhöfe:
- Plattformen wie Campspace bieten Zelt- oder Stellplätze auf dem Land von Privatleuten oder Bauernhöfen in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Diese bieten oft einzigartige und ruhige Übernachtungsmöglichkeiten in der Natur.

Diese Alternativen bieten vielfältige Möglichkeiten, legal und sicher in der Natur zu übernachten, ohne die Regeln des Wildcampens zu brechen. Informiert euch immer genau, bevor ihr loszieht, und respektiert die Natur sowie die Rechte der Grundstückseigentümer.
Zu Teil 4
- Auf YouTube: Rocco Hartwig – Bushcraft
- Auf Instagram: Rocco Hartwig – Bushcraft